Die Organisation des Heimatkreises Dramburg als Vertretung der ehemaligen Einwohner
Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg versuchten einzelne Landsleute, u.a. auch die Pastoren, die aus den Städten und Dörfern ihrer pommerschen Heimat geflüchteten und vertriebenen ehemaligen Einwohner durch Briefkontakte ausfindig zu machen und die Adressen nach dem Schneeballsystem zu sammeln. Jeder wurde gebeten, bekannte Adressen mitzuteilen.
1948 fanden dann erste Heimattreffen statt, die großen Zuspruch hatten. Diese ersten großen Wiedersehenstreffen führten dann dazu, daß sich die drei Heimatgruppen Dramburg, Falkenburg und Kallies bilden konnten. Die drei Städte waren schon immer zentrale Mittelpunkte und auch die Amtsgerichtssitze für die Städte und die Gemeinden ihrer ländlichen Umgebung im Kreis Dramburg.
Die Heimatgruppen mit ihren gewählten Vorständen waren daher bestens geeignet, die früheren Mitbewohner ihrer Heimatorte zu betreuen und mitzuhelfen, daß sich möglichst viele Heimatfreunde rasch wiederfinden konnten.
Aus der Falkenburger Heimatgruppe lösten sich dann die Dörfer, die früher zum Kirchspiel Virchow gehörten und gründeten eine selbständige Heimatgruppe. Alle vier Heimatgruppen sind heute noch sehr aktiv.
Zeitgleich zu den drei Heimatgruppen in den Westzonen, entstanden in Berlin ebenfalls die Heimatgruppen Dramburg, Falkenburg und Kallies, die sich der 1948 gegründeten Pommerschen Landsmannschaft (PLM) in Berlin anschlossen. Infolge des Mitgliederrückganges kam es später zu Zusammenschlüssen mit anderen Heimatgruppen. Heute heißt die Gruppe: "Heimatkreisgruppe Dramburg / Stargard / Saatzig in Berlin".
Die Mitglieder dieser Gruppe, die aus dem Kreis Dramburg stammen, gehören auch den jeweiligen Heimatgruppen, dem Heimatkreis Dramburg und dem Kreisverband Dramburg e.V. an.
Eine weitere Dramburger Kreisgruppe bestand viele Jahre in Hamburg; und in Nordrhein-Westfalen finden jährlich auch heute noch sehr gut besuchte Treffen in Opladen statt.
Die Gründung der Pommerschen Landsmannschaft 1948 in den Westzonen wurde nach Landes-, Kreis- und Ortsgruppen vorgenommen, um möglichst viele Pommern in ihren jetzigen Wohnorten betreuen zu können. Heutiger Name: "Pommersche Landsmannschaft" - Zentralverband e.V. - mit einem Sprecher, dem Präsidium und der Geschäftsführung.
Höchstes Organ der PLM ist die Pommersche Abgeordnetenversammlung, die sich aus den Abgeordneten der Landesverbände und der Heimatkreise zusammensetzt.
Die Heimatkreisordnung der PLM führte dann alle Heimatkreise und die Heimatgruppen unter dem Dach der PLM zusammen, wo ihnen dann auch bestimmte Strukturen gegeben wurden.
Die früheren pommerschen Heimatkreise werden innerhalb der PLM von dem Pommerschen Kreis- und Städtetag betreut, der im wesentlichen die Kulturarbeit und die Aufgaben in der pommerschen Heimat fördert, die sich aus den Verbindungen zu den Vereinen der Deutschen Minderheit ergeben. Weitere Aufgaben sind Geschichts- und Kulturseminare in der Heimat bzw. Bundesrepublik mit deutschen und polnischen Teilnehmern.
Die seit dem Jahre 1948 schon bestehenden oder sich danach bildenden Heimatkreise und/oder Heimatgruppen aber wurden nach den früheren Heimatkreisen oder Städten/Gemeinden organisiert, sind also für die Landsleute aus den früheren Wohngebieten zuständig.
Bei den Heimatkreisen ist das höchste Organ der Heimatkreistag, der in den ersten Jahren nach der Bevölkerungszahl der Städte und Gemeinden gebildet wurde, wobei auf 1000 Einwohner ein Delegierter kam.
Heute werden die Delegierten von den Besuchern der Heimattreffen der Heimatgruppen oder -kreise für vier Jahre gewählt.
Beim Heimatkreis Dramburg hat jede Heimatgruppe gleiche Rechte und Pflichten, da die Wahlordnung eine paritätische Besetzung vorsieht.
Der Heimatkreistag (HKT) wählt dann bei seiner jeweils konstituierenden Sitzung den Heimatkreisbearbeiter (HKB) und auch die Mitglieder für den Heimatkreisausschuß (HKA), die eigentliche Geschäftsführung des Heimatkreises.
Durch die Gründung des "Kreisverband Dramburg e.V." im Jahre 1957 hat der Heimatkreis einen Verband, der alle Rechtsgeschäfte wahrnimmt. Er ist im Vereinsregister von Bad Segeberg eingetragen und als gemeinnützig vom Finanzamt anerkannt.
Die nach wie vor selbständig handelnden Heimatgruppen sind Mitglieder des Kreisverbandes Dramburg und durch Vorstandsmitglieder ebenfalls gleichberechtigt im Vorstand des Kreisverbandes vertreten.
Die erst nach Öffnung der früheren DDR-Grenze gebildete Dramburger Dörfergruppe, die hauptsächlich die Landsleute aus den Dörfern betreut, die zum früheren Amtsgerichtsbezirk Dramburg gehörten, ist durch deren Sprecher (August Erdmann) in den Organen des Heimatkreises Dramburg zusätzlich vertreten, weil der Gruppe wegen ihrer Größe und der vielen Aktivitäten eine besondere Stellung zukommt.
Die früheren Einwohner des Kreises Dramburg haben in ihrer sozialen Verpflichtung gegenüber den in der pommerschen Heimat verbliebenen Deutschen mitgeholfen, daß sich in der Region Dramburg ein Verein der deutschen Minderheit bzw. Volksgruppe gründen konnte, der nach polnischem Recht als Verein eingetragen wurde.
Mit umfangreichen Spenden wurde finanzielle und materielle Hilfe geleistet, um dem Verein eine Begegnungsstätte für die Vereinsarbeit und die soziale Betreuung seiner Mitglieder und aller Bewohner in der Stadt Dramburg zu schaffen, die diese Einrichtung nutzen möchten.
Über die Zusammenarbeit zwischen dem Kreisverband Dramburg e.V. und dem Freundeskreis der deutschen Minderheit bestehen vertragliche Vereinbarungen, die am 30.10.2000 vor einem Notar in Bad Segeberg unterzeichnet wurden.
Die wohl wichtigste Verbindung aber, die die Arbeit des Heimatkreises Dramburg und der Heimatgruppen Dramburg, Falkenburg, Kallies und Virchow nach dem Krieg auf Dauer ermöglicht hat, ist die Begründung der Patenschaften zum Kreis Segeberg und den Städten Bad Segeberg, Bad Bramstedt, Kaltenkirchen und der Großgemeinde Henstedt-Ulzburg, sowie zu der Schützengilde Beckersberg in Henstedt-Ulzburg.
Ohne die persönlichen, moralischen, finanziellen und materiellen Hilfen durch unsere Paten wäre die große soziale Betreuung unserer bedürftigen Landsleute im Kreis Dramburg, der damaligen DDR, aber auch hier in Westdeutschland nicht möglich gewesen. Auch der Zusammenhalt unserer Landsleute wurde durch die unvergeßlichen Treffen in den Patenorten sehr gefördert.
Im Rahmen der Erhaltung des kulturellen und geschichtlichen Erbes sind viele gemeinsame Aktivitäten geplant und durchgeführt worden, die immer maßgeblich durch die Patenstädte und den Patenkreis Segeberg gefördert wurden. So sind die bleibenden Einrichtungen in den Heimatstuben, die gedruckten Bücher oder geschaffenen Filme ein sichtbares Zeugnis dieser langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit.
Als besonderes Zeichen der Verbundenheit muß die Gedenkanlage auf dem 3. Segeberger Friedhof gesehen werden, die für uns nicht nur ein Ort der Erinnerung an unsere Heimat und der Andacht ist, sondern immer wieder die damals tiefe und herzliche Anteilnahme der Segeberger Bevölkerung an dem Schicksal der vertriebenen Kreis-Dramburger zeigt.
Der Patenkreis Segeberg und die Patenstädte unterhalten seit Anfang der neunziger Jahre Kontakte zu den polnischen Kommunen im Kreis Dramburg. Im Jahr 1999 und 2000 kam es dann zur Unterzeichnung gemeinsamer Erklärungen über die Zusammenarbeit auf allen Gebieten des kulturellen, sozialen und gemeindlichen Lebens. Der Patenkreis Segeberg hat einen entsprechenden Partnerschaftsvertrag abgeschlossen, nachdem der frühere Kreis Dramburg infolge neuer polnischer Gebietsregelungen ab 1.1.1999 wieder als Körperschaft besteht.
Ein wesentliches Anliegen war und ist es, daß die ehemaligen Einwohner des Kreises Dramburg, die in vielfältiger Weise auch zu den Kommunen und jetzigen Bewohnern Kontakte haben, gemeinsam mit den Patenstädten und dem Kreis Segeberg, diese Verbindungen zur Annäherung der beiden Völker nutzen, um sich unbeschwert in den früheren Heimatorten bewegen zu können und einander zu helfen, wo immer es möglich ist.
Die vielen Besuche, Busfahrten, gemeinsamen Gottesdienste und die Anlage von Gedenkstätten, sowie viele gemeinsame offizielle Begegnungen oder die Teilnahme an örtlichen Festen und Feiern zeigen gerade in unserem Kreis Dramburg, daß die ehemaligen Bewohner gern gesehene Besucher und auch Informanten über die Geschichte und Entwicklung der Städte und Dörfer sind. Aber man kennt dort auch die jahrzehntelange Bindung der ehemaligen Einwohner des Kreises Dramburg an den Kreis Segeberg und die Patenstädte, die in der Zukunft wichtige Ansprechpartner für die Vorbereitung des beschwerlichen Weges in die EU sein können.
Zur Erhaltung der Tradition des Schützenwesens im Kreis Dramburg ist 1982 eine "Alte Schützengilde" - Gilden des Kreises Dramburg in Pommern - gegründet worden, die neben der Tradition auch aktiven Schießsport auf der Anlage der Patengilde Beckersberg in Henstedt-Ulzburg betreibt.
Die Tanz- und Trachtengruppe Tornesch ist ebenfalls eine selbständige Gruppe, die von Heimatfreunden und deren Nachkommen aus dem Raum Virchow im Kreis Dramburg gegründet wurde und die inzwischen auch regelmäßig gegenseitige Besuche mit einer polnischen Gruppe pflegt.
Der Kreisverband Dramburg e.V. erstellt vierteljährlich als verbindendes Mitteilungsorgan das "Dramburger Kreisblatt", das an alle interessierten Heimatfreunde auf Spendenbasis von den Heimatgruppen in der Auflage von ca. 3000 Exemplaren (32-seitig) verschickt wird. Die Heimatgruppen veranstalten jährlich in ihren Patenstädten Heimattreffen, die an zwei oder drei Tagen stattfinden.
Jährlich finden mehrere Busfahrten in den Kreis Drarnburg statt, die von den Heimatgruppen organisiert werden und auch immer vor Ort Begegnungen mit den Mitgliedern der deutschen Minderheit und der polnischen Bevölkerung einschließen.
Unschwer kann aus dieser Auflistung der bestehenden aktiven Gruppen und Verbindungen auch die Vielfalt der Aufgaben erahnt werden, die zu erfüllen sind, wobei es sich vorrangig immer um soziale und kulturelle Anliegen handelt.
Es muß daher das Hauptinteresse aller Verantwortlichen sein, diese für eine erfolgreiche Arbeit geschaffenen Strukturen zum Wohle der Menschen zu nutzen, die unsere Hilfe und unseren Rat brauchen.
Seit Gründung der Pommerschen Landsmannschaft gab es als Organisation des Heimatkreises Dramburg den Heimatkreistag (HKT), den Heimatkreisausschuß (HKA) und den Kreisverband Dramburg e.V.. Da durch natürlichen Mitgliederschwund sowie alters- und krankheitsbedingter Belastung der Funktionsträger diese bisherige Gliederung der Organe nicht aufrechterhalten werden kann, wurde nach einer entsprechenden Beschlußvorlage durch die anwesenden Mitglieder des HKT einstimmig beschlossen, den Heimatkreistag und Heimatkreisausschuß Dramburg in der bestehenden Form aufzulösen und alle Aufgaben, die der Kreisverband Dramburg e.V. bisher noch nicht für den Heimatkreis Dramburg wahrgenommen hat, auf diesen zu übertragen.
Die Besucher der einzelnen Heimattreffen wählen künftig direkt die Mitglieder des Kreisverbandes und dies nach Möglichkeit paritätisch. Einzelmitgliedschaften von Heimatfreunden sind sehr erwünscht. Bei den Heimattreffen oder allen sonstigen Zusammenkünften ist dafür zu werben, dass Landsleute Mitglieder werden und sich auch für Vorstandsaufgaben bereiterklären. Die Mitgliederversammlung des Kreisverbandes Dramburg e.V. wählt neben den bisherigen Vorstandsmitgliedern auch den Heimatkreisbearbeiter und bestimmt die Delegierten bzw. Vertreter für die PLM (Pommersche Landsmannschaft) und den PKST (Pommerscher Kreis- und Städtetag). Es wird also keine Änderung bei der Wahrnehmung der Interessen des Dramburger Heimatkreises gegenüber allen Organen der PLM und anderer Gruppen geben, soweit der Heimatkreis Dramburg mit diesen vertraglich verbunden ist.
Kreisverband Dramburg e.V. - Günter Korn
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